Reisebericht Flottillensegeln 2018 - Oslo nach Göteborg mit der "Blind Date"

Zweite Woche des Skagerrak-Törns von Oslo nach Göteborg mit der "Blind Date".


Samstag, 18. August 2018 (Anreise nach Oslo)

Wir haben uns für die Anreise nach Oslo per Fähre (Color Magic) entschieden. Die entspannte Überfahrt (10 Stunden) haben wir in einer kleinen aber gemütlichen Kabine genossen.

Am Samstag frühstückten wir auf der Color Magic über der Brücke mit perfektem Blick auf den Oslo-Fjord, als wir im Wasser vor uns einen Schlepper und ein altes Holzboot auf Pontons erkannten, das in Richtung Oslo gezogen wurde.

Unsere Recherche ergab, dass es sich um die Reste des Dreimastseglers "Maud" handelt, mit dem der norwegische Polarforscher Roald Amundsen vor rund 100 Jahren den Nordpol umrundete. Das Schiff war 1930 vor Nordkanada gesunken und im Jahre 2016 wiedergefunden und geborgen worden. Die Gemeinde Asker unweit von Oslo, wo das Schiff 1917 gebaut worden war, hatte das Wrack zwar für den symbolischen Preis von einem Dollar erworben, konnte aber den Rücktransport nicht finanzieren. Erst nachdem drei norwegische Unternehmer die Transportkosten übernahmen, konnte das Wrack nun zurückkehren.

Um 10.00 Uhr lief die Color Magic in Oslo ein und wir verließen das Schiff in Richtung Aker Brygge zu Fuß. Unser Ziel waren die Segelyachten "Blind Date", eine Sun Odyssey 449, und "Taifun", eine Bavaria 46.

Nachdem die neue Crew komplett an Bord war, entschlossen wir uns eine Stadtrundfahrt durch Oslo mit dem Doppeldecker zu starten. Hier sind die Sehenswürdigkeiten Parlament, Rathaus, Königspalast, Welt der Wikinger im Wikinger-Museum, Opernhaus, Festung Akerhus, Nationaltheater, Schifffahrtsmuseum, Nobel-Haus, Skisprungschanze Holmenkollen zu nennen, die wir entweder besuchten oder einfach mit dem Bus passierten. Wir ließen den Tag gemütlich ausklingen und verabschiedeten die noch abreisenden Törnteilnehmer der vergangenen Woche.

 

Sonntag, 19. August 2018 (Oslo/Aker Brygge - Halbinsel Valløy bei Tønsberg)

Nach einem ausgiebigen Frühstück legten wir ab und segelten an der Westseite des Oslo-Fjords in Richtung Süden. Da wir Wind anfangs aus Süd und später aus Südwest hatten und der Oslofjord fast ein einziges Verkehrstrennungsgebiet ist, blieb uns nichts anders übrig als den Großteil der Strecke unter Maschine zurückzulegen. Unser erster Stopp war der Hafen von Horten, wo wir bei sommerlichen Temperaturen - leider ohne Erfolg - Ausschau nach einer Eisdiele oder einem offenen Supermarkt hielten. Da der Hafen für Gastlieger nicht ausgerüstet war, segelten wir weiter nach Valløy bei Tønsberg. Nach 47 Seemeilen legten wir an, um hier die Nacht zu verbringen. Am nächsten Tag wollten wir von hier den Absprung nach Schweden antreten.

 

Montag, 20. August 2018 (Valløy - Strömstad/Schweden)

Nach einem gemütlichen Frühstück segelten wir weiter in Richtung Schweden mit Zielhafen Strömstad. Das Wetter hatte es heute gut mit uns gemeint – Die Windstärke (2-3 Bft aus NW/NNW) und die Welle im Skagerrak waren moderat und wir konnten einen Großteil der Strecke unter Segeln zurücklegen.

Bei einer Wende verbogen wir leider einen der beiden Cockpittische, der aber unter Zuhilfenahme diverser an Bord befindlicher Werkzeuge von Ingo und Michael wieder fachmännisch repariert wurde. Ingo vertrieb sich darüber hinaus noch die Zeit damit, sämtliche Leinenenden fachmännisch zu reparieren. Er bekam daraufhin von Märry den Namen "Schäkel-Ingo" verliehen.

Nach 32 Seemeilen kamen wir in Strömstad, einem netten schwedischen Ort an, der gespannt erkundet wurde. Mit unseren beiden Schiffen lagen wir direkt neben einer kleinen Segelschule und konnten bei der Jüngstenausbildung auf Optimisten zusehen. Hinter der Segelschule gab es zwischen den Schären eine kleine Badestelle mit etwas Sandstrand zwischen den Felsen.

Da wir nirgends frischen Fisch bekommen konnten, gingen wir abends zusammen in ein Fischrestaurant und genossen u.a. Krabbenbrötchen und geräucherten Fisch zusammen mit einem Mariestad (schwedisches Bier). Aus dem Restaurant konnten wir die Fischer beobachten, die noch am späten Abend ihren Fang ins Kühlhaus brachten (u.a. körbeweise Kaisergranat).

Dienstag, 21. August 2018 (Strömstad - Fjällbacka)

Von Strömstad fuhren wir über die Kosterinseln nach Fjällbacka weiter. Die Sonne schien – es war ein herrlicher Sommertag in den westschwedischen Schären. Leider hatten wir zu wenig Wind zum Segeln, so dass wir den Tag über unter Motor fahren mussten. Um 11.30 Uhr lagen wir fest an im Hafen von Duvnäs (Nordkoster) und machten einen Spaziergang über die Insel.

Wir stiegen auf einen Berg mit einem alten Leuchtfeuer und genossen den Ausblick über die Inseln. Um 13.00 Uhr machten wir uns schließlich auf die Weiterfahrt. Wir fuhren, leider wieder unter Motor, durch die Schären bei bestem sommerlichem Wetter in kurzen Hosen und T-Shirts. Zwischendurch versuchte ich immer wieder mal, uns noch einen Snack mit meiner Angel zu fangen. Leider hatte ich wenig Erfolg und so musste die Bordkasse für den Einkauf des Fisches weiter herhalten.

In Grebbestad machten wir einen kleinen Schlenker in den Hafen (Hafen-Sightseeing) und fuhren ohne Anleger weiter nach Fjällbacka. Nach 32 Seemeilen legten wir hier an und genossen den idyllischen Hafen. Einige von uns gingen noch die fantastische Aussicht auf "King`s Cliff" genießen. Neben der Aussicht ist der Ort durch die Autorin Camilla Läckberg insbesondere ("Mord in Fjällbacka") bekannt. Auch die Schauspielerin Ingrid Bergman verbrachte hier gern einige Wochen.

 

Mittwoch, 22. August 2018 (Fjällbacka - Gullholmen)

Der Himmel war an diesem Morgen stark bedeckt und der Wind kam vorwiegend aus südlichen Richtungen mit Stärke 3–4 Bft. Es ging also Richtung Süden vorerst wieder nur unter Motor weiter. Wir fuhren durch den malerischen Hamburgsund, durch den Sötekanalen (Drehbrücke), und machten einen Zwischenstopp mit dänischen Hot Dogs in Smögen. Von Smögen segelten wir gegen 15.00 Uhr bei Wind aus SW mit Stärke 5 weiter Richtung Gullholmen. Dort machten wir nach 36 Seemeilen um 19.00 Uhr fest und ließen den Abend gemütlich ausklingen.

 

Donnerstag, 23. August 2018 (Gullholmen - Marstrand)

Unser heutiges Ziel hieß Marstrand. Es lag nur eine kurze Strecke von rund 21 Seemeilen vor uns. Der Himmel war stark bedeckt. Wir drehten im Hafen von Mollösund eine kleine Sightseeing-Runde und legten schließlich um 14.00 Uhr im Hafen von Marstrand an. Im Hafen liefen die Vorbereitungen zur "Marstrand Boat Show". Neben diversen Motorbooten wurden auch einige Segelyachten für die am Folgetag beginnende Ausstellung auf Hochglanz poliert. Wir genossen das rege Treiben und waren froh, so früh angelegt zu haben, da sich der Hafen aufgrund der Veranstaltung rasch füllte.

 

Freitag, 24. August 2018 (Marstrand - Göteborg/City Marina)

Von Marstrand aus ging es am nächsten Tag zurück nach Göteborg in die City Marina mit einem Zwischenstopp im Hafen Lilla Bommen vor der Klappbrücke, die aufgrund der Rushhour zwischen 15.00 und 18.00 Uhr geschlossen hat. Angekommen in der City Marina ließen wir zusammen mit der Crew von der "Taifun" den Abend bei Bier und Rotwein und einer leckeren Kartoffelsuppe, die Norbert für alle gekocht hatte, gemütlich ausklingen.

 

Samstag, 25. August 2018 (Schiffsrückgabe und Abreise)

Am nächsten Tag war es leider soweit: Nach insgesamt 200 Seemeilen stand die Abreise an. Eine wunderschöne Zeit mit faszinierenden Eindrücken lag hinter uns. Die Sachen wurden gepackt und die Boote an den Vercharterer übergeben. Unsere Fähre nach Kiel fuhr erst um 17.00 Uhr und so hatten wir den Tag über Zeit, Göteborg zu erkunden.

Mein Fazit nach diesem Törn: Ich komme in jedem Fall nochmal wieder und möchte mehr von dieser tollen Landschaft sehen.

Autor: Stefan Winkler