Reisebericht Flottillensegeln 2018 - Göteborg nach Oslo mit der "Blind Date"

Erste Woche des Skagerrak-Törns von Göteborg nach Oslo mit der "Blind Date".

Der Segel-Club Salzgitter macht immer wieder mal gemeinsam mit dem DHH Zweigstelle Braunschweig ein gemeinsames Absegeln im späten Sommer / frühen Herbst. Mal waren wir "einfach nur" mit Yachten in der dänischen Südsee, mal mit Plattbodenschiffen in Holland unterwegs.

In den vergangenen Jahren hatten wir schon oft darüber gesprochen: Man müsste mal in den schwedischen Schären segeln. Aber irgendwie kam es immer nicht zustande, mal haben wir zu spät angefangen nach Interessenten zu suchen, mal konnten mehrere potenzielle Skipper nicht. Doch diesmal haben Wolfgang und ich bereits im Jahr 2017 mit der Planung angefangen und gemeinsam den Plan gefasst, mit zwei Schiffen innerhalb von zwei Wochen von Göteborg nach Oslo und wieder zurück zu segeln. Mit der Option, in Oslo nach einer Woche ab- bzw. anzuheuern, damit diejenigen, die nur eine Woche Urlaub übrig haben, auch ein Chance hatten.

Gechartert haben wir in direkt in Göteborg: eine Bavaria 46 Cruiser (Baujahr 2018) und eine Sun Odyssee 449 (Baujahr 2017). Auf dem Hinweg nach Oslo waren die Schiffe mit 7 bzw. 8 Personen besetzt, auf dem Rückweg mit 5 bzw. 6 Personen. Seitens des Segel-Clubs Salzgitter waren auf dem Hinweg 6 Mitglieder dabei, auf dem Rückweg noch 3, weil sich die Urlaubspläne nicht anders gestalten ließen.


Samstag, 11. August 2018 (Anreise und Schiffsübernahme)

Bis auf wenige Ausnahmen reisen wir mit der Fähre von Kiel nach Göteborg an. Also Freitagnachmittag nach Kiel, um die Nachtfähre nach Göteborg zu erwischen. Eine Anreise per Zug gestaltet sich schwierig, da aufgrund eines Orkans in der Nacht zuvor die Strecke Hannover - Hamburg voll gesperrt ist. Also doch im letzten Moment auf das Auto umgeschwenkt. Die Überfahrt ist harmlos, Orkan ist durch, und die Ostsee hier zu klein als dass noch lange Schwell stehen würde. Abgefahren sind wir bei sommerlichem Wetter in Kiel. In Göteborg ist es bereits deutlich herbstlicher - relativ kühl, und den Samstag erwischen uns noch einige heftige Regengüsse. Insofern ist die Stadterkundung gestrichen, wir kaufen ein und können das Schiff relativ rechtzeitig übernehmen.

Ich bin auf der "Blind Date", der Sun Odyssee 449, netterweise mit Lattengroß. Es regnet und stürmt immer wieder – insofern ist nicht daran zu denken, schon mal auszulaufen und einen kleinen Schlag zu machen.

 

Sonntag, 12. August 2018 (Göteborg - Marstrand)

Am Sonntag geht es dann endlich los. Gemeinsam mit ein paar weiteren Schiffen aus dem Hafen legen wir ab und müssen als erstes eine Klappbrücke passieren.

Leider weht es mit klar 5 Bft aus West, so dass wir die ersten Meilen motoren müssen. Als wir endlich Richtung Norden in die Schären abbiegen können, setzen wir die Segel mit einem Reff im Groß. Na ja: Wir versuchen es, müssen jedoch feststellen, dass die Reffleinen nicht richtig eingeschoren sind. Also - nach kurzer Beratung- nochmal das Segel runter und das Ende der Reffleine auf den Baum gebunden. Wir fragen uns anschließend, wieviel Tomaten wir eigentlich auf den Augen hatten, als wir Hafen zur Kontrolle das Segel schon mal oben hatten.


Mittlerweile ist es sonnig und es geht in Rauschefahrt gen Norden Richtung Marstrand. Nach etwa 25sm legen wir auf Westseite des Ortes an, wo sich die Festungsanlage befindet: Ein durchaus lohnenswertes Ausflugsziel. Auch der Ort mit seinen bunten Häusern mutet typisch schwedisch und charmant an, obwohl er wohl eine ziemliche Touristenhochburg ist. Letzte oder vorletzte Woche war angeblich der Hafen wegen einer Regattaveranstaltung noch total überfüllt. Wir gehen abends im Ort essen - Fisch ist hier frisch und absolut lecker.

 

Montag, 13. August 2018 (Marstrand - Smögen)

Der nächste Morgen empfängt uns wieder mit Sonne, wenn auch anfangs herbstkühl. Es geht weiter die Küste innerhalb der Schären nach Norden.

Durch den Kyrkesund, Mollösund, Viggholmssund, vorbei an Gullholmen geht es durch das Insel- und Steinbrocken-Labyrinth bis wir nach etwa 37sm Smögen erreichen. Angeblich einer der Rummelmeilen schlechthin im schwedischen Schärengarten. Es ist aber bereits Nachsaison und insofern geht es doch vergleichsweise ruhig zu. Aber es gibt einiges an Läden und Kneipen - ich kann mir gut vorstellen, dass zur Hochsaison hier der Teufel los ist.

 

Dienstag, 14. August 2018 (Smögen - Havstenssund)

Der Dienstagmorgen beginnt etwas nieselig, es klart aber bald auf. Als erstes geht es durch den Sotenkanal, wohl in früheren Zeiten als Arbeitsbeschaffungs-maßnahme künstlich angelegt. In der Mitte gibt es sogar eine Drehbrücke zu passieren - ich fühle mich fast an Holland erinnert. Irgendwann am Tag knickt Wolfgang ganz unglücklich um und hat einen super dicken Fuß, was diese Reise nicht mehr wirklich besser werden wird. Später im Hamburgsund machen wir einen kurzen Zwischenstopp im Ort Hamburgsund selber. Wir wollen im fußläufig zu erreichenden Supermarkt ein paar Vorräte aufstocken. Netterweise gibt es auch einen Fischladen - somit besorgen wir Räucherfisch und Brot für das Abendessen. Eigentlich total schön hier - aber es ist noch früh am Nachmittag und wir müssen noch etwas Strecke nach Norden machen, wissen ja nicht so genau, wie Wetter und Wind sich entwickeln werden. Also wieder ablegen. Wir hatten Grebbestad als Tagesziel erwogen, aber da muss man schon ein Stück weit rein und am nächsten Morgen in die falsche Richtung wieder raus. So fällt die Wahl auf Havstenssund. Ein langer schmaler Sund mit ein paar Längsanlegern auf der östlichen Seite - macht in der Summe 27 sm heute. Der Ort dahinter ist klein und wirkt eher einsam und wenig touristisch. Brötchen vom Bäcker am Morgen? - Fehlanzeige. Ein paar Schauer gehen den Abend über durch und es wird etwas ungemütlich. Das hindert einen Mitsegler nicht daran, ins Wasser zu steigen und quer durch den Sund auf die Westseite zu schwimmen. Dort angekommen, wird er von einem Schweden in Empfang genommen und auf ein Bier eingeladen. Zwar einsam - aber wirklich nett hier.

 

Mittwoch, 15. August 2018 (Havstenssund - Skjärhalden-Stolen/Norwegen)

Nächsten Morgen die übliche Besprechung was das Tagesziel sein soll. Wir hatten erst über Strömstad nachgedacht, ist aber vielleicht doch recht kurz. Die Wahl fällt dann auf den ersten ernst zu nehmenden Hafen auf der norwegischen Seite - an der SE-Ecke von Kirkøy. Bei schönstem Wetter und mehr südlichen als westlichen Winden machen wir uns auf den Weg. Ich liege gerade unten und bin mit einem kleinem Power Napping beschäftigt, als Wolfgang mich aus dem Schlaf holt und mit der Idee kommt, doch noch einen kleinen Abstecher auf die Koster-Inseln zu machen. Und damit es auch wirklich spannend wird, doch einfach um 90° nach Bb abbiegen um uns von Süd bis Südwest durch das Schärenlabyrinth den Weg in den Kostersund zu bahnen. Also kurzes Funkgespräch mit den Mitseglern vom anderen Boot. Ein Zwischenstopp in Koster findet auch dort Anklang, dort entschließt man sich aber Koster von Nordost aus anzulaufen, was definitiv mit weniger Nervenkitzel verbunden sein dürfte. Aber egal, die Bedingungen sind ideal, Wind aus SSW, 3-4 Bft, Sonne, beste Sicht. Wann - wenn nicht jetzt? Schnell noch die Route im iPad abgesteckt und Zick-Zack durch die ganzen Felsen hindurch. Am Hafen von Nordkoster treffen wir uns nahezu gleichzeitig wieder. Alles wirkt recht ursprünglich hier. Und auch bereits nicht mehr ganz so kahl wie im Süden.


Nach einer Kaffeepause geht es weiter, Richtung Kirkøy. Wird auch Zeit, es ist Wetterverschlechterung angesagt. Nach nur insgesamt 23sm sind wir in Kirkøy. Auch hier liegen wir wieder längsseits am Außenhafen. Die Insel ist richtig bewachsen und es wirkt gar nicht mehr so wie bei den teilweise sehr kahlen Schären weiter südlich.

Das Abendessen wird eine echte Herausforderung für die Küchencrew. Im Fischladen vor Ort wurde kurz vor Ladenschluss um 17.00 Uhr noch ein großer, kompletter Kabeljau erstanden. Das etwa 80cm lange Tier musste allerdings noch filetiert werden. Besonderer Dank geht hier an die Nachbarcrew, die mit speziellen Messern und Know-How den Fisch zerteilt hat, und an Kerstin, die hier in der Küche wahre Wunder vollbracht hat.

 

Donnerstag, 16. August 2018 (Skjärhalden - Son)

Donnerstagmorgen weht es aus SW mit 6 Bft, es ist regnerisch und eher trüb. Der eh schon wirklich lange Weg zur Dusche erscheint heute Morgen noch länger. Die Duschen machen erst um 7.00 Uhr auf, wir müssen also warten. Dafür ist es sauber, warm und geräumig.

Zum Ablegen scheint der Wind in Böen weiter zuzunehmen. Also ein kurzes Stück hinaus motort und dann auf Halbwind nur die Genua gesetzt, später haben wir sie sogar etwas eingerollt. Erstmal NW-lich gen Oslofjord und dann nördlich, sprich immer "raumschotiger" in den Oslofjord hinein. Dabei haben wir sogar gelegentlich an der 10kn-Marke gekratzt. Nach knapp 40sm sind wir dann in Son, einem Ort an der Ostseite im Oslofjord eingelaufen. Der liegt glücklicherweise nicht ganz im Wind, so sind beim Anleger eher nur 4-5 Bft.

Heute ist Pizzabrötchen-Abend. Die Crew vom anderen Schiff ist bei uns und wir haben das Zeug backblechweise am Start. Es ist schön, mal wieder gemeinsam zu klönen.

 

Freitag, 17. August 2018 (Son - Oslo/Aker Brygge)

Duschen am nächsten Morgen funktioniert hier gegen norwegische Münzen. Leider habe wir keine Möglichkeit, irgendwo welche zu tauschen, so dass der Eine oder Andere das Duschen auf den Zielhafen verschiebt.


Draußen erwartet uns ein lockerer Sonne-Wolken-Mix bei nur noch 5 Bft, der Wind hat auf Süd gedreht. Also fahren wir unter Genua weiter gen Norden Richtung Oslo. Die Gegend hier ist relativ bergig und bewaldet, aber auch immer wieder mit Häusern durchsetzt. Die Color-Line-Fähre kommt uns irgendwann entgegen. Dann sehen wir Oslo, die Ski-Sprungschanze am Holmenkollen ist schon von weitem zu sehen. Vorm zentral gelegenen Hafen in Aker Brygge wird es nochmal spannend: Hinter uns ist der Himmel auf einmal schwarz und es brist mächtig auf. Also möglichst zügig angelegt und kaum sind wir fest, brechen Sturm und Regen los.

 

Samstag, 18. August 2018 (Hafentag bzw. Abreise)

Der Hafen liegt zentral an der Innenstadt - sehr angenehm. Am Samstag ist Zeit, Oslo zu erkunden. Einige gehen von Bord, ein paar Andere steigen hier erst zu.

Besonderer Dank geht hier an Wolfgang für die zentrale Organisation des Flottillentörns.

Ahoi

Autor: Jörg Weselmann